Wir stehen vor einer Bundestageswahl und plötzlich wird unseren Bundespolitikern klar, dass sie die WohnungsBAUpolitik in der letzten Legislaturperiode völlig vergessen haben.
Das Ergebnis sind steigende Wohnungspreise und Mieten, wie die Bundesregierung jetzt feststellt. Die Schuld beim „internationalen Kapital“ zu suchen, ist zynisch.
Der Preis für Wohnraum in deutschen (und anderen mitteleuropäischen Ballungszentren) steigt, weil Zentraleuropa boomt, aus dem Osten und dem Süden Europas ziehen junge Menschen – Arbeitskräfte – in die Zentren des Zentrums. Gesellschaftspolitisch hatten wir uns aber über Jahrzehnte bereits auf die Vergreisung und Schrumpfung unserer Bevölkerung eingestellt. Rückbau, Verdichtung des Siedlungsgebiets und energetische Sanierung war alles, was wohnungs“BAU“politisch auf der Agenda stand.
Was wir nun bereits seit einem halben Jahrzehnt brauchen, ist der Erkenntnisgewinn, dass sich etwas geändert hat. Weil Deutschland und andere Länder im Zentrum Europas in anderen Politikfeldern (Finanzen, Arbeitsmarkt …) das Richtige getan haben, schrumpfen wir nicht mehr, wir wachsen. Wir brauchen massiven WohungsneuBAU, um den Menschen, denen wir hier durch richtiges, weitsichtiges Handeln eine Perspektive geschaffen haben, auch bezahlbaren Wohnraum zu geben.
Die makroökonomischen Rahmenbedingungen für mehr WohnungsBAU könnten nicht besser sein. Die Preise steigen und die Kapitalkosten für das extrem langlebige Wirtschaftsgut Wohnraum sind niedrig. Allein was fehlt, ist ein operative Anpassung in der Beschaffung von Ressourcen. Es fehlt an Bauland und an Baugenehmigungen!
Wenn CDU/CSU jetzt vor der Wahl mehr Steuergeld für den WohnungsBAU versprechen, hilft dies bestimmt, ein paar Stimmen in den betroffenen Bevölkerungsschichten zu gewinnen. Dem WohnungsBAU wird es nicht helfen! Es ist Öl auf die Mühlen des Preisanstiegs – schnellgepresstes Wahlöl.
Die Kollegen Berufspolitiker, Anwälte und Lehrer haben leider immer noch nicht verstanden, dass es NICHT an GELD für den WohnungsBAU mangelt. Mehr Geld in den WohnungsBAU pumpen, führt nur zu schneller steigenden Preisen (ein echtes Wahlgeschenk also, an die klassische Zielgruppe von CDU/CSU, dem schnöden Immobiliensparer oder Erben der Mittel- und Oberschicht). Wenn nicht endlich wirksame Maßnahmen zur Ausweitung des WohnungsNEUBAUs ergriffen werden, wird es für unseren schönen Boom in den Zentren Mitteleuropas irgendwann eng. Denn was hilft der tolle neue Job, wenn man keinen Wohnraum bekommt bzw. sich diesen nur bei stark steigenden Gehältern leisten kann? Und Einkommen, was in teuren Wohnraum fließt, steht nicht mehr für den lokalen, privaten Konsum zur Verfügung. Steigende Löhne und weniger Konsum, die Unternehmer in Zentraleuropa (eigentlich auch eine Zielgruppe von CDU/CSU) wünschen sich dies nicht – endlich mehr WohnungsBAU schon.
Noch nie konnten sich so unterschiedliche soziale Schichten in Deutschland so einig sein! Diesen gesellschaftlichen Dialog zu vermittelt, wäre doch genau die Aufgabe der Politik. Dafür wählen und bezahlen wir die Berufspolitiker, Anwälte und Lehrer im Bundestag doch eigentlich ;)